NATUR UND GESCHICHTE


Sinai

Im Wüstensand die Spur der Sterne,
Himmelsschweigen, das sich nährt
von der Unzahl der kleinsten versammelten Teile.
Die immergebärende Erfahrung der Wüste:
ein Reichtum aus Nichts, die wilde Schönheit
hinter allen Regeln des Erfolgs.

Fortschreiten aus dem Fortschritt
und sehen, was übrig bleibt.

Die lachende Trauer der Verwirrung,
Geschichte und Wachsen im zeitlichen Grund.
Die Räume sind, um sicher zu gehen, viel zu weit.
Sandschrei und Steinstille setzen uns aus.
Wo kein Ort ist, versammelt sich alles Wachen
und hütet die Zeit.


Rheinschlucht
(Graubünden)

Von den vergessenen
Steinen staubt
das Grau an
den Hängen.

Fallen, im Fels
die Verwandlung,
Sand oder das
Rieseln der Stille.

Das Gewitter im Stein,
das Zittern aus Zeit,
die still steht.

Die hohe Wand,
der Verstand des
Flusses, steht zum Tal.

Die Verwandten in
aller Form, allgemein
ist die Information Stein.


Gletscher
Der schmelzende Gletscher, ein unaufhaltsames
Gebilde jenseits von Bild und Begriff, auf den
sich das Singen nicht bringen lässt
unter Bedingungen des Wassers.
Seine Unmöglichkeit! Verweigert es sich?
Im Eis wartet der Vorrat und geht in Millionen
Jahren nicht aus. Noch ein Geräusch.
Entlassen. Betörend unaufhörlich.
Die Quellensprache. Ein Fluss.
Als müsste das Eis im Denken schmelzen.
Im Kopf. Hier ist es steckengeblieben.
Keine Herzwärme erreichte das Mass,
das immer berechenbare und menschliche Mass
einer Anmassung, die sich selbst nicht übersteht.
Das Vermessene macht wieder Geschichte.
Die gespaltene Zeit fällt ins Bodenlose,
zerfällt in der aktiven Strahlung, die Raum braucht.




Matterhorn
(Wallis)

Die Schulter der Sonne
ist frei im Gebirge,
vereist, ungebrochen
trägt sie
das Gewicht der Helle.

Es kommt kein Wort
von der Erde,
die nicht bewachsen ist,
bloss steht der Berg
und krümmt
das Schweigen im Raum.

Die Flächen versteinern
den Himmel,
das Aufragende ist
das Tragende jeglicher
Unsichtbarkeit.