Morgen

Der Morgen kommt über den Berg.
Fürchte dich nicht. Die Felder
breiten die Sonne aus. Der Wald
öffnet die Tür. Die Häuser
schlafen vom andern Jahrhundert
den Traum wieder aus. Wir
danken den übrigen Gedanken.

Verrat?

Verrat- ratlos
ist rastloses Begehren
zu Ehren welcher
Gründe? Abgesang.
Geduld ist heiser.
Hoffnung tritt leiser
durch die Macht
der Spiele und Brot
erinnert die Not
die erst kommt
mit dem Siegen.

Die Nacht

Die Nacht holt deinen Schlaf
für die Sprache des Mondes.
Seine einzige Hingabe
an das Verschweigen
der Erde nimmt noch
das unausgesprochene Wort
in seinen Lichtort
wie ein Dichter: bis es gewiss
ist in naher Verbergung.

Ein Vernehmen, Freund,
begeistert dein frühes
Erwachen. Sonne im Gesang
der Vögel. Und der Frieden
persönlich setzt sich
vor die Tür.
Wenn wieder die Nachrichten
mit Schüssen den Äther
besetzen, schichtet
in der Geschichte
die menschliche Zeit
Verluste auf.
Und wer Gewinn macht,
berechnet begierig
der gesunde Menschenverstand.
Die verletzte Verwandtschaft
alles Geschenkten vollzieht
sich wie eine hohe Kultur
und wartet noch Zeit ab, in uns
die Natur.

...andrer Bedürfnisse fähig...

Der Sommer schlägt ein Rad. Kopfstand der Dinge.
Sie bitten um Geduld. Wachstum tagt. Diskussionen
laufen aus der Linie. Fragt mich ein Blatt?
Bitter ist kein Begriff. Wir berühren den Wind
miteinander. Die grasgebrochene Stimme dazwischen.
Ein lichtvergessener Tag. Schall ist im Rauch
seines Namens. Echolot im Leib. Zu Besuch kommt
das verlorene Sagen. Sucht noch und klopft.
Haus, halt mich Wort an Wort. Binde das Klagen
los von der Sprache. Leichter fallen die Wände
in Sätze - und wir stehen auf.

Das geliebte Lachen vergisst seine Müdigkeit.
Alles ist Anfang. Das Zugleich erinnert sich:
Gehn wir. Die Zeit hat Reserven. Und wir lassen
den Standpunkt hinter uns. Dieser Wald, sein
grossgewachsener Schatten, der die Osmose nicht
stört, atmet die Wörter aus seinen Wurzeln,
die in der Luft immer waren. Freundlichkeit
ohne Namen - wer wollte sich hier behaupten?

Die Zeit übt den Frieden ein. Die Erde ist aber
ein Schlachtfeld, wo selbst die Ideen zu Messern
greifen, wo die Materie schon mit den Stücken
zu kämpfen hat, die von ihr abgeschnitten werden.
Heillos Begabter, Bewohner, der nicht verschont,
was zu bedenken, zu rechnen ist.
Diese Mengen, die Teile, die sich aufreihen lassen,
hassen sie mitunter den Verführer - oder kämpft
die Natur nicht gegen den Krämergeist?

Diese Starke, die Geduld hat und Vorrat an Rat,
liebt sie vielleicht noch die Räuber und wartet
die Zeit ab, ohne Erschöpfung, dass diese Schöpfung
andrer Bedürfnisse fähig werde? Die Freude kostet
sie gar nichts. Aber das tragen die Zahlen nicht
schwarz auf weiss nach Haus. Ertragen wir denn
die Leichtigkeit? Den Duft, der aufsteigt aus einem
Gedanken wie aus der Blume - dass die Wege sich
wiedererkennen und keinen andern mehr kreuzigen.


(erschienen 1991 – 1993)