Gedichtauswahl B. Hampel zu PASSION und HOFFNUNG in der KUNST
Zu Giotto (Padua, Assisi)
Auffallen wird
im Kreuz der Mut
des Göttlichen
zur Demut.
Erhöht in die Frage
des Himmels hinein,
segnet der Schmerz
die Versuche
zu lieben.
Die Zeit, die noch flüchtet,
bereitet den steinigen Weg,
das Ewige ist die Bewegung.
Das Wunder kennt
die Verwundung der Liebe
und fürchtet sich nicht.
Zu Grünewald (Colmar)
Wenn der Himmel
wie aus Oliven das Öl
aus irdischem Wachstum
die Essenzen presst,
wenn die menschliche
Erwachsenheit sich sammelt
im sterblichen Gefäss,
dann atmet der Tod
durch die Verwandlung.
Gesenkt
bis die Erde
denkt.
Verlassen
die Spur nicht
verpassen.
Passion
ohne Leiden
keine Information.
Wir passieren
wir gehen
durch den Raum.
Zu Klee (Bonn, Bern)
- Der Tod für die Idee (1915)
So plötzlich
oder wie nie dagewesen
ein Wort,
ein Mensch, verstummt -
die Rhythmen
schlagen die Städte,
erschlagen
und verspäten sich.
- Stadt, emporwachsend, sich verdüsternd (1915)
Es fallen die Sterne ins Licht,
das die Finsternis
trägt, Himmelsferne streift
die Erde oder Tangenten
hausen in der Fremde.
- Wachstum regt sich (1938)
Wir lachen,
wir weinen,
wir verneinen
die Schrift
in den Zeichen,
die abweichen
vom hohen Gebrauch.
Wir erniedrigen
keinen Buchstaben,
wir lassen
die Leichtigkeit frei
wir nehmen uns
nicht gefangen,
wenn Kriege anfangen.
Wir sind die Elemente,
wir bilden die Tangente,
wo sie den Satz
berührt, ein verlassenes
Wort führt zum
andern, wenn wir
zusammn wachsen.
Zu Josephsohn (Kolumba Köln)
Ein Warten,
wieder die Unendlichkeit angehen,
jetzt holt die Tiefe einen Augenblick
ins Licht.
Einer ist nicht keiner.
Entkommt er dem Zerstören,
wird er Angehöriger aller
in jedem Fall Auferstehung.
Tod ist Vergessen.
Und das Lauschen der Erde
atmet das Gewusste ins Nichts.
Zu Beckmann (Mannheim): Kreuzabnahme
Wie kümmern
Vergessene sich
um das Mass,
das Erinnern
von Mensch und
von kosmischer
Ferne? Aufenthalt
Kreuz dauert,
aber der Tod
umarmt sie alle.
Hebe, hebe,
lebe im Halten
auf, wer geht
unter oder über
das Kreuz hinaus?
Streben
im Entsetzen,
verletzbar
und heilsam.
Zu Jawlensky (Kolumba Köln): Grosse Meditation
Kosmos,
der weinen könnte,
Logos,
der ihm Tränen gibt.
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